Little Brother-Homeland by Cory Doctorow

Little Brother-Homeland by Cory Doctorow

Autor:Cory Doctorow [Doctorow, Cory]
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Juvenile Fiction, General, Beginner, Readers
ISBN: 9783641112448
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-09-30T13:47:49.921000+00:00


11

Was, wenn man ein Riesenevent organisiert und keiner geht hin? Wir hatten gerade den größten Schatz an Leaks übers Netz verteilt, den die Menschheit je gesehen hatte, und den Leuten war es scheißegal. Irgendwie erntete das spezielle Zusammenspiel an Faktoren – die schiere Menge an Informationen, unsere vage Vermarktungsstrategie, die lästigen Eigenheiten von Tor plus die Tatsache, dass haufenweise Leute im Netz die Docs als langweilig, doof und als Fake bezeichneten – nicht mehr als ein großes Gähnen.

Um halb vier kam schließlich Joe zu mir. Ich war gerade mitten in meinem Nachmittagsloch, mein Blutzucker so niedrig, dass ich kaum die Augen offen halten konnte – wahrscheinlich waren die Horchatas dran schuld, die ich mittags gegessen hatte. Wenn der Blutzucker so durch die Decke geschossen wurde, konnte er ja nirgends mehr hin, außer runter.

»Hallo, Marcus«, sagte Joe. Er trug seine Wahlkampfuniform: eine schicke Strickjacke über einem blütenweißen Hemd, dazu lockere Hosen, die zeigten, dass er trotz seiner fast fünfzig Jahre noch immer dieselbe Figur hatte wie als Kurzstreckenläufer seines Collegeteams. Auf der Brust seiner Jacke prangte einer seiner Wahlkampfbuttons. Von diesen Strickjacken besaß er mindestens acht Stück, und für den Fall, dass ihn bei seinen Wahlkampfauftritten mal ein Auto nass spritzte oder ein Baby vollkotzte, hatte er auch immer Ersatz im Büro.

»Joe«, sagte ich und fühlte mich, als ob mir selbst gleich schlecht würde. »Tut mir echt leid, dass ich es gestern nicht mehr geschafft habe, aber ich hing wirklich drin. Und heute hatte ich einfach wahnsinnig viel zu tun. Das Netzwerk hab ich mittlerweile unter Dach und Fach, aber die Website …« Ich streckte resigniert die Hände hoch, um anzudeuten, dass unser Website-Auftritt eine einzige Katastrophe war.

Er machte ein ernstes Gesicht. »Ich dachte, mit der Seite sei alles in Ordnung? Ich meine mich zu erinnern, dass du so was gesagt hast. Oder habe ich das falsch verstanden?«

Ich schrumpfte immer mehr zusammen. »Erst sah es ja auch danach aus, aber als ich mir den Quellcode mal näher angeschaut habe, gab es da ein paar Schwachstellen, über die man schädlichen Code einspeisen könnte. Seitdem habe ich versucht, die Angriffsfläche der Seite zu minimieren, aber bis ich das wirklich im Griff habe …«

Er hob die Hand, ehe ich mich in Technobabble verlieren konnte. »Oje, das klingt ja wirklich nach Arbeit. Ich hätte Myra wirklich für kompetenter gehalten.«

Da kam ich mir dann wirklich eklig vor. Myra, meine Vorgängerin, hatte mit sehr wenig Ressourcen sehr viel zustande gebracht, und ich machte jetzt ihre Arbeit schlecht, um meinen eigenen kleinen Arsch zu retten. »Na ja, sie war auch nicht schlecht, aber es entwickelt sich einfach alles total schnell, die Patches waren allesamt veraltet, und schließlich ist das Letzte, was wir wollen, dass irgendwer an die Kreditkartennummern oder Passwörter unserer Spender kommt oder unsere Seite missbraucht, um schädliche Software auf den Rechnern unserer Besucher zu installieren …«

»Ich verstehe schon. Nun gut, es sieht so aus, als ob du Wichtiges zu tun hättest, Marcus. Ich wollte dich bloß daran erinnern, dass unser Team dich nicht bloß dazu braucht, die Software zu patchen und unsere Computer am Laufen zu halten.



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